superorgane
fotografie, 1993
intro
“Herwig Turk’s „Superorgane“ (Superorgans, 1993), fetishizes the senses as sexually occupied objects. In Turk’s computergenerated photographs, the mirror images of halved body parts make them threatening tools. The eye mutates through its isolation, doubling, and close-up into an unidentifiable organ that resembles a vagina. It becomes both the subject and object of a pornographic gaze.”
Christian Kravagna ARTFORUM International, November 1994, vol. 33.
photos
superorgane: fotos 1993
links oben: Superorgan O-1, 1993, sw fotografie 125 x 213 cm auf aluminium kaschiert
rechts oben: Superorgan Z-1, 1993, sw fotografie 125 x 213 cm auf aluminium kaschiert
links unten: Superorgan A-1, 1993, sw fotografie 146 x 125 cm auf aluminium kaschiert
rechts unten: Superorgan Z-2, 1993, sw fotografie 146 x 125 cm auf aluminium kaschiert
installation
superorgane: ausstellungs ansichten 1995 - 2000
links oben: deep freez islands, San Vito al Tagliamento / Italy, 1996 (solo show)
Photo: © Herwig Turk
rechts oben: immer ärger mit dem realen, Galerie 60, Fedlkirch /Austria, 2000(solo show)
Photo: © Hans Turk
links unten: immortality, LKH Wolfsberg / Austria 1997 (solo show)
Photo: © Klomfar und Sengmüller
rechts unten: Synthetik™, Rathausgalerie St.Veit/Glan / Austria 1995 (solo show)
Photo: © Wolfgang Reichmann
text
Matthias Michalka (1994) (extract)
Herwig Turk : Superorgane
Herwig Turk generiert seine „Superorgane“ über die computergestützte Spiegelung fotografischer Details von vertrauten menschlichen Organen wie Ohrläppchen, Augenliedern usw., die zumeist um 45 Grad gegenüber ihrer für den Betrachter gewohnten Lage gedreht und deren an der Symmetrieachse entstandenen Bruch- oder Schnittstellen künstlich verschmolzen wurden.
Die solcherart gebildeten, dem Prinzip weitgehender Symmetrie in der Biologie entsprechenden, organomorphen Gestalten offerieren in ihrer zwischen Vertrautheit und Fremdheit, zwischen bekannt Natürlichem und dennoch Artifiziellem alternierenden Erscheinung mehrere interferierende Interpretationsweisen gleichzeitig:
Im Hinblick auf das von ihnen Dargestellte, ihre organischen Referenten, positionieren sich die „Superorgane” im Zentrum einer momentan auf sämtlichen Wissensgebieten geführten Diskussion um Genmanipulation, Transplantationsmedizin und kosmetische Chirurgie. Konzentriert man sich auf ihr formales Zustandekommen, d.h. auf den ihnen zugrundeliegenden fotografischen Reproduktionsmechanismus, so mutieren sie zu kritischen Zeugnissen tagtäglicher Manipulationspraxis im Bereich apparativer Bild- und Bewußtseinsproduktion.
Eine Fokussierung der Interpretation der „Superorgane” auf den Prozeß ihrer Wahrnehmung, auf den stetig scheiternden Blick beim Versuch ihrer klaren Identifikation wiederum rückt diesen Vorgang des sehenden Erlebbarmachens des Sehens, der Wahrnehmung der Wahrnehmung selbst in den Mittelpunkt des Interesses. Der artifizielle bzw. konstruktive Ursprung der „Superorgane” in Gestalt der retouchierten Spiegelachse ist dabei nicht nur der Kern oder Ort jedes einzelnen der angeführten Interpretationsansätze, die Spiegelachse ist im selben Moment auch der Ort der Unentscheidbarkeit zwischen all diesen Bedeutungsentwürfen. Sie ist frei nach Slavoj Zizek, die Stelle im Bild, die die symbolische Bewegung der Interpretation in Gang setzt, eine Lücke im Zentrum der symbolischen Ordnung, um die herum sich das zer- streute Feld der Signifikanten immer wieder aufs neue synthetisiert, die die Bildung von symbolischen Strukturen, von Bedeutungen der „Superorgane” initiiert und dabei die Unmöglichkeit der ausschließlichen und widerspruchsfreien Konstitution jeder einzelnen impliziert.
Matthias Michalka (1994, Auszug)