Der für das Projekt zentrale Teil dieses Gebietes ist der Flussabschnitt zwischen dem Alberner Hafen und dem Ölhafen Lobau, dem am tiefsten gelegenen Punkt Wiens. Die Künstler bewegen sich von dort stromaufwärts bis zum Kraftwerk Freudenau und stromabwärts zum Nationalpark in der unteren Lobau.
Zwischen einem Industriegebiet, einem Naherholungsgebiet und dem ökologisch sensiblen Nationalpark Donau-Auen gelegen, wurde diese Region zwischen dem Alberner Hafen und dem Ölhafen Lobau durch Einbauten, Regulierungen, Befestigungen und Kriegshandlungen in den letzten Jahrhunderten stark überformt; eine Landschaft könnte keine größeren Gegensätze auf kleinstem Raum beinhalten.
Ökologisch lässt sich dieses Gebiet nicht klar abgrenzen, weil das Wassersystem südöstlich von Wien über das Grundwasser eng mit dem des Marchfelds verbunden ist und weil weite Abschnitte der Stadt auf ehemaligen Überschwemmungsgebieten der Donau errichtet wurden. Spätestens seit der großen Donauregulierung ab 1870 wurden hier die Verwicklungen von Siedlungsflächen und Fluss ganz neu geordnet; mit der späteren Umgestaltung durch Überlastungsgerinne und Nationalpark könnte sogar von einem hochgradig extern geregelten Stoffwechsel gesprochen werden.
Bei ihrer Untersuchung durften die Künstler nicht von einer „ursprünglichen” Landschaft ausgehen, da der Fluss und der Siedlungsraum Wien schon immer von dynamischen Veränderungen gekennzeichnet waren. Auch der „unsichtbare Zwilling“, der Grundwasserbegleitstrom der Donau, unterliegt starken Schwankungen.
Genau hier setzt ihre Forschungsaktivität an. Sie produziert eine Landschaftsabwicklung, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen aufbaut und durch künstlerische Methoden zu einer analytisch vielschichtigen und kritisch gebrochenen Darstellung findet. Die Medienstrategien des Projektes erzeugen ein mehrdimensionales, dynamisches Landschaftsbild und verweben diese Zusammenhänge zu einer dichten visuellen Erzählung. Die sehr umfangreichen und spezialisierten Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen werden zu einem feingliedrigen „Hyperobject” transformiert, in dem Besucher:innen in verschiedene Wahrnehmungsräume und Wissensgebiete eintauchen können.
So blickt das Projekt nicht nur auf die heutigen Oberflächen der landschaftlichen Abwicklung, sondern wandert entlang der Zeitachse in die Vergangenheit und mit Hilfe künstlerisch-wissenschaftlicher Methoden auch in die Zukunft.