clymanbay
installation mixed media 2013
intro
clymanbay, 2013, Courtesy Galerie Georg Kargl, Wien.
Die großformatige Fotografie “clymanbay” ist ein Teil einer Serie von Fotoarbeiten die im Rahmen des künstlerischen Forschungsprojektes “The Bonneville Laboratory” entstanden ist, welches Herwig Turk seit 2005 betreibt. In bisher vier Arbeitsaufenthalten im Gebiet des Urmeeres Lake Bonneville in Utah/ USA, hat der Künstler verschiedene Video- und Fotoprojekte entwickelt. In der Arbeit clymanbay geht Turk den unterschiedlichen Aspekten von Landschaft anhand seines umfassenden künstlerischen Research-Projektes in der Salzwüste Utahs (USA) nach. Dies geschieht vor dem Tableau eines Landschaftsbegriffs, der sich in den USA im 19. Jahrhundert entwickelte und bis heute dominiert. Es geht dabei ganz konkret um das „In-Besitz-Nehmen“ von Landschaft als eine Form des „nation building“, als ein zivilisatorisches Projekt, das mit der Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents einhergeht.
Weitere Arbeiten die im Rahmen des Forschungsprojektes entstanden sind: paradise_paradox (mit Günter Stöger 2005), INVERSUM 2008, Lakeside 2012, hogup pumping station 2014, twin hills 2015, linescape, 2016 und andere
installation
clymanbay 2013, Documentprint auf Leinwand, 3 Feldbetten, 3 Holzplatten, Acrylglas bedruckt, 45 x 570 x 73 cm, Wandtext mit einem Zitat von Robert Smithson (1969).
Landschaft = Labor, MMKK - Museum Moderner Kunst Kärnten/A, 2016
Fotos: © Gebhard Sengmüller
SUL SOL, Cultivamus a Cultura, São Luis/Pt, 2013
Fotos: © Herwig Turk
text
Herwig Turk : clymanbay, 2013
In der Arbeit clymanbay geht Herwig Turk den unterschiedlichen Aspekten von Landschaft anhand seines umfassenden künstlerischen Research-Projektes in der Salzwüste Utahs (USA) nach. Dies geschieht vor dem Tableau eines Landschaftsbegriffs, der sich in den USA im 19. Jahrhundert entwickelte und bis heute dominiert. Es geht dabei ganz konkret um das „In-Besitz-Nehmen“ von Landschaft als eine Form des „nation building“, als ein zivilisatorisches Projekt, das mit der Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents einhergeht. In dieser Tradition versteht sich letztlich auch die Land Art, die geprägt ist vom Drang nach dem Verlassen konventioneller Vorstellungen von Kunst und der Hegemonie des Ausstellungsraumes, dabei aber in der Entdeckung eines neuen, für sie unbesetzten Raumes zu gleichen Mitteln des „In-Besitz-Nehmens“ greift. Als Robert Smithson 1970 seine „Spiral Jetty“ in die Salzwüste Utahs setzte, war die Landschaft bereits besetzt, militärisch und industriell ge- und benützt. Herwig Turk erzählt in seiner umfassenden Recherchearbeit exemplarisch somit über die Geschichte einer Landschaft, die durch Unterdrückung von Sichtbarkeit charakterisierbar ist, in der sich historische und politische Ebenen überlagern und sich gegenseitig nivellieren. Seine Arbeit ist ein Versuch, diese Überlagerungsformationen herauszuarbeiten und ihnen eine visuelle Präsenz zu geben.
Die Installation clymanbay fungiert als eine Art von Überblicksarbeit, die, mit handschriftlichen Informationen des Künstlers versehen, über die Besetztheit der Landschaft erzählt. Durch die kartografische Geste wird die Arbeit les- und decodierbar und gewährt einen anderen Blick auf diese Landschaft, aus der plötzlich eine aufsteigende Rauchsäule einer Fabrik oder eine Zugtrasse, die sich gleich einer teilenden Linie durch die Wüste schlängelt, auftaucht. Die Konstruiertheit der Landschaft tritt als Motiv deutlich zutage und damit auch die Einbettung der an sich als isoliert und einzigartig dargestellten Land Art-Eingriffe, die dadurch eine politische und gesellschaftliche Kontextualisierung erfahren.