Donau:Insel
Ausstellung Herwig Turk / Gebhard Sengmüller, LENTOS Museum Moderner Kunst, 2024
intro
Donau : Insel
Industriezone, Naherholungsgebiet und sensibles Ökosystem – die Donau ist als überformte Kulturlandschaft von starken Gegensätzen geprägt. Die österreichischen Künstler Herwig Turk und Gebhard Sengmüller machen dies in Zusammenarbeit mit der Umwelthistorikerin und Publizistin Ortrun Veichtlbauer zum Ausgangspunkt ihrer groß angelegten künstlerischen Recherche: im Rahmen ihres Projekts Donau: Schichtwechsel im Lückenraum entstand ein ursprünglich für Wien konzipierter Werkkomplex an der Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaft. Dieser wird durch die geografischen, ökologischen und historischen Gegebenheiten der Stadt Linz für die Ausstellung erweitert. Durch die Insel als künstlerische Denkfigur verbinden Turk und Sengmüller historische Gegebenheiten – wie die bis ins 19. Jahrhundert in Linz bestehende Strasserinsel – mit aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen rund um die Nutzbarmachung des Donauraums durch eine künstliche Insel.
Videos, Installationen, Fotografien und skulpturale Objekte ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fluss und seiner Bedeutung für Mensch und Umwelt. Dabei erzeugen die in der Schau gezeigten Werke ein mehrdimensionales, dynamisches Landschaftsbild und verflechten unterschiedliche Themenfelder zu einer dichten visuellen Erzählung.
Eine Ausstellung von:
Herwig Turk & Gebhard Sengmüller in Zusammenarbeit mit Ortrun Veichtlbauer
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Industriezone, Naherholungsgebiet und sensibles Ökosystem – die Donau ist als überformte Kulturlandschaft von starken Gegensätzen geprägt. Die österreichischen Künstler Herwig Turk und Gebhard Sengmüller machen dies in Zusammenarbeit mit der Umwelthistorikerin und Publizistin Ortrun Veichtlbauer zum Ausgangspunkt ihrer groß angelegten künstlerischen Recherche: Im Rahmen ihres Projekts Donau: Schichtwechsel im Lückenraum entstand ein ursprünglich für Wien konzipierter Werkkomplex an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Für die Ausstellung im Lentos wird dieser in Zusammenarbeit mit Forscher*innen unterschiedlicher Disziplinen unter dem Titel Donau:Insel um ausgewählte topografische, ökologische und historische Gegebenheiten der Stadt Linz erweitert. Durch die Insel als künstlerische Denkfigur verbinden die Künstler historische Gegebenheiten – wie die bis ins 19. Jahrhundert in Linz bestehende Strasserinsel – mit aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen rund um die Nutzbarmachung des Donauraums durch eine künstliche Insel.
„Die Ausstellung Donau:Insel veranschaulicht, wie Kunst komplexe wissenschaftliche Untersuchungen mittels künstlerischer Methoden aufgreifen kann. Im Fokus steht u.a. der aktuelle gesellschaftspolitische Diskurs rund um Aufschüttungen, Renaturierungen und Stadtentwicklung am Fluß. Besucher*innen können durch unterschiedliche Medien in der Ausstellung in neue Wahrnehmungsräume und Wissensgebiete eintauchen.“
In flussnahen urbanen Ballungsräumen wie Linz oder Wien sieht man ganz deutlich, wie sehr natürliche Wasserkreisläufe und Fließgewässer durch menschliche Aktivitäten beeinflusst wurden und auch in Zukunft bleiben werden. Die technologischen Entwicklungen schreiben sich in das Flussbett ein, betreffen aber auch das Einzugsgebiet des Flusssystems sowie das Grundwasser. Überformung durch Regulierungen, verbaute Uferanlagen, Industriegebiete und Staustufen erzeugen eine Landschaft, die sich stark von der vor 150 Jahren unterscheidet. Mit ihren künstlerischen Strategien versuchen die Künstler, diese Transformationen sichtbar zu machen.
Alte Holzbalken, Seile, Ketten und deren getestete Belastbarkeit erzählen von den sich wandelnden Transportbedingungen und Querungen des mächtigen Flusses. Die verschwundenen Inseln, Auen und Arme der Donau erzeugen nostalgische Nachbilder einer Landschaft, die niemals nur Idylle war. Der Puls des Flusses ist heute ein anderer, sein Rhythmus verändert sich ständig. Die vor 70 Jahren ausgehobenen Baggerseen sind heute geschützte Inseln der Biodiversität – Oasen im Windschatten des größten Industriekomplexes Österreichs. Auch die Abdichtung des Grundwassers zur Donau veränderte den Stoffwechsel des Stromes. Schlackenberge erzeugen industrielle Panoramen an den Ufern der Traun.
Drohnenaufnahmen der Umrundung des Industriegebietes zeigen Strukturen von bizarrer Schönheit. Abstrakte Muster von Anlegestellen, Schienen, Straßen, Lagerplätzen und angehäuften Materialien aller Schattierungen treffen auf die unterschiedlichen Wasserfarben beim Zusammenfluss von Traun und Donau. Historische Fotografien dokumentieren in Momentaufnahmen die erste Phase der Umwandlung der landwirtschaftlichen Flächen von St. Peter und Zizlau in industriell genutzten Räume. Der Prozess einer radikalen Neuausrichtung auch der Landschaftsgestaltung manifestiert sich ab dem „Anschlussjahr” 1938, als fruchtbare Humusschichten abgetragen und eine Industrielandschaft errichtet wurde.
Videos, Installationen, Fotografien und skulpturale Objekte ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fluss und seiner Bedeutung für Mensch und Umwelt. Dabei erzeugen die in der Schau gezeigten Werke ein mehrdimensionales, dynamisches Landschaftsbild und verflechten unterschiedliche Themenfelder zu einer dichten visuellen Erzählung.